Rückblick Fashion Days Zurich-Teil 2: Ganzer Bericht Swiss Textiles Award



Die Weltstadt Zürich hat nun endlich auch ihre Fashion Week, oder eben etwas in einer reduzierteren Form, die Fashion Days. Obwohl Zürich international noch nie wirklich als relevante Modestadt gegolten hat, muss sie nun ähnlich wie beim Zürcher Filmfestival den grossen Städten nacheifern. Zürich will wohl beweisen, dass sie ausser Banken, Käse und Schokolade auch modische Textilien und gute Qualität bieten kann.

Am Mittwoch eröffnete das Modehaus Charles Vögele, - ein Label, welches nicht gerade für High-Fashion bekannt ist -  den grossen Event. Das bescheidene Medienecho zeigt, dass Zürich noch einiges an Aufholpotential hat. Die Medien liessen mit Schlagworten wie „Hang zum Billigen“ und „Charme einer Shoppingcenter-Eröffnung“ nicht viel Positives an dieser Opening-Show übrig.  

Am Donnerstag fand die Vergabe des Swiss Textile Awards statt. Dies war die etwas bedeutungsvollere Veranstaltung, ist der Award doch aufgrund der Summe von 100'000 Euro einer der renommiertesten Modepreise der Welt.

Bei den ersten Kleidern erkannte man sogleich die afrikanischen Wurzeln des Designers. Schon früh begeisterten den in Lagos geborenen Duro Olowu den ungewöhnlichen Mix von Stoffen und Strukturen der Kleider, welche die Frauen in seinem Umfeld trugen. Es war eine erfrischende Show mit bunten Stoffen, welche die Silhouette der Frau optimal zum Ausdruck brachten.

Seine Kollektion leitete der koreanischen Designers Juun J. mit folgender Video-Botschaft ein: „Fashion is art, but at the same time scare“. Das liess er sein Publikum auch schnell spüren. Die Show wurde von einer düsteren, beängstigenden Atmosphäre dominiert. Die Models sind von einer technischen, bedrohlichen Musik begleitet worden und irrten wie Roboter in Heilsandalen über den Laufsteg. Obwohl die Frage, wieso Mode seiner Meinung nach mit Schrecken und Angst zu tun hat, unbeantwortet bleibt, muss man eingestehen, dass seine perfekt geschnittene Bekleidung auch wegen dem Mix zwischen Maskulinem und Femininem sehr innovativ und individuell ist.

Die in Griechenland geborene Mary Katrantzou lebt in London und ist vom Gedanke „a room in a woman“ fasziniert. So liess sie auch ihre Mode auf dem Laufsteg zur tragbaren Architektur werden. Die digitalen Prints von Räumen auf den Kleidern sowie die Mischung aus Seidenkrepp und Jersey verliehen den Mannequins eine gewisse Seriosität und doch eine unglaubliche Weiblichkeit. Mary Katrantzou holt sich ihre Inspiration oft bei Parfumflakons und lichtbrechendem Glas. Dies war am Rocksaum zu erkennen, welcher oft durch klirrende Kettchen und Glasperlen abgerundet war.

Der 27-jährige Jason Wu aus Taiwan präsentierte eine Kollektion, welche durch eine hochwertige Verarbeitung und Perfektion gekennzeichnet war. Sein Motto lautet „do it perfectly“, - kein Wunder tragen auch namhafte Personen, wie z.B. Michelle Obama seine Kleider.

Damir Doma’s Mode für moderne Nomaden scheint vor allem bequem zu sein. Der in Kroatien geborene Künstler überzeugte durch Eleganz und Volumen. Sein Statement: „It’s all about shape and volume“. Kleider seien eine Art Skulptur, mit weichen Materialien will er den Körper schützen. Seine Überzeugung „Clothes shouldn’t change the body“ konnte man jedoch beim Anblick seiner teilweise doch sehr sackartigen Kleidern nicht unbedingt nachvollziehen.

Die letzte Kollektion von Adam Kimmel ist wohl dem amerikanischen Lifestyle gewidmet. Inspiriert durch Snoop Dogg startete er seine Karriere damit, indem er sich Kleider selber zu schneidern begann und erstmals Freunde damit begeisterte. Seine Models erschienen als „Gang“ alle gleichzeitig auf dem Runway. Dann liess er sie cool zu Hip-Hop-Beats über den Laufsteg schlendern. Das Publikum schien dem Applaus nach begeistert zu sein. Ob die Kleider nun wirklich von gutem Stil zeugen und worin sich diese von den altbekannten Hip-Hop-Kleidern unterscheiden, sei dahingestellt.

Und dann das Highlight des Abends: Alexander Wang, der letztjährige Gewinner des Awards und Liebling der Fashionitas, zeigte seine neue Frühlingskollektion. Seine Liebe zu Kontrasten erkannte man unter anderem darin, dass ein Model mit kunstvoller Frisur aber mit weissem Farbfleck in den Haaren, Arbeiterhosen und doch im klassisch geschnittenen Oberteil selbstbewusst über den Laufsteg schritt.

Nach der Preisverleihung und Siegesehrung von Mary Katrantzou (welche diesen Preis absolut verdient hat), bleibt die Frage offen, wieso eigentlich kein einzige/r Schweizer/in unter den sechs Finalisten vertreten war. Auch Max Hungerbühler, Präsidet des Textilverbandes dachte wohl etwas laut, denn er bemerkte selber die hohe Teilnahme von Amerikanern und dass wohl die USA Europa in Sachen Fashion überholt hätte. Bleibt auch die Frage, ob man bei all den bekannten Designern, welche sich bereits in der Modebranche einen Namen gemacht haben, überhaupt noch von Nachwuchsförderung sprechen kann.

Alexander Wang
Alexander Wang

Jason Wu

Juun J.

Damir Doma


Damir Doma
Jason Wu
Mary Katrantzou
Mary Katrantzou

Adam Kimmel
Adam Kimmel











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